Auch mit einer schweren Reiseenduro lässt es sich gut auf Schotter und Geröll fahren. Ein wenig Enduro Training mit erfahrenen Schotterpisten-Königen und üben, üben, üben. Wissen über die wesentlichen Unterschiede von Aspalt zu Schotter hilft auch den eigenen Ritt runder und sicherer zu gestalten. Die nachstehenden 10 Tipps sollen dabei helfen, einige grundsätzliche Eckpunkte des Schotterfahrens kennen zu lernen. Viel Spaß und guten Ritt!
Blickführung
Das Wichtigste überhaupt ist der konzentrierte Blick ca. 10 – 20m voraus. Direkt vor das Vorderrad wird nur in Ausnahmen geguckt. In der Entfernung muss die Fahrlinie gefunden werden, welche die sicherste Passage garantiert. Das bringt Schwung und Sicherheit. („Guckst du scheiße – fährst du scheiße!“ Sorry, ist aber so).
Vor einem Hindernis und wenn man direkt hineinfährt (Steine, Baumstamm, Kurve, am Hand…), geht der Blick runter um richtig zu Treffen. Dann wandern Kopf und Augen aber gleich wieder in die Weite um die nächste Strecke zu lesen.
Richtige Spur wählen
Das Bike folgt dem Blick des Fahrers und der Blick sollte einer gut fahrbaren Spur folgen. Nicht zu tiefe Rillen wählen und bei gebogenen Straßen (Hügel in der Mitte) versuchen, im Kurveninneren zu bleiben (um außen nicht abzurutschen). Aber Vorsicht mit dem Gegenverkehr !!
Es lohnt sich nicht immer direkt dem Vordermann zu folgen. Wenn der die falsche Spur gewählt hat, wechselt. Finde deinen Stil und probier auch mal was neues aus. Da lernt man schneller was möglich ist und was Spaß macht.
Fahren im Stehen
Je mehr Geländeeinsatz, desto eher sollte das Fahren im Stehen den Vorzug bekommen. Die Motorradkontrolle fällt damit wesentlich einfacher und die erhöhte Position erlaubt gleichzeitig mehr Überblick. Die Knie sind dabei NICHT durchgedrückt, aber auch nicht zu weit gebeugt (Ermüdung). Klemm die Karre zwischen den Knien ein. Auch mal versuchen, mit nur einem Arm am Gas zu fahren (im Stehen).
Hinten Bremsen
Im Gelände und auf Schotter wird die Hinterradbremse aktiver genutzt. Anders ans auf Asphalt greift diese auf Schotter besser und eine Vorderradbremsung riskiert nur ein schnell blockiertes Vorderad mit wegbrechen und Sturz. Bergab muss natürlich die Vorderradbremse mit genutzt werden. ABS abschalten im Gelände, um den Grip des blockierenden Hinterrades nutzen zu können.
Wenn ihr mal brutal anhalten müsst, übt vorher (!) folgendes: Motorrad muss gerade sein (wie auf Teer auch), dann das Körpergewicht nach hinten bringen (Hintern nach Achtern und der Körper folgt), und dabei anbremsen und bedacht durchziehen (vorne und hinten), bis die maximale Bremsleistung da ist und/oder du stehst. Füße bleiben auf den Fußrasten bis zum Schluss (ansonsten kann das Heck ausbrechen).
Füße und Beine
Füße bleiben auf den Fußrasten. Sobald die Füße auf dem Boden „helfen“ wollen, reißt das Gefühl für Balance und Bike ab (nicht gut). In Kurven darf der Fuß aber Enduro-Style mäßig vorausgesetzt werden, falls er dort benötigt wird. Das Bike wird bei nur einem Fuß auf den Fußrasten auch instabil und driftet/kippt ab.
Kurven und Schotter
Wie schon ober beschrieben sollte im Kurven-inneren Bereich gefahren werden, wenn die Straße ein Krümung hat und es die Verkehrslage ermöglicht. Bremsen vor der Kurve abschließen und dann sanft einlenken. Das Motorrad dabei mit dem kurvenaußeren Oberschenken drücken, nicht über den Lenker! So die ganze Kurve ausfahren und ab dem Scheitelpunkt kann dann moderat herausbeschleunigt werden. Bei Wegrutschen Gas wegnehmen und die Kiste aufrichten.
Ihr könnt dem Reifen auch mehr Grip verleihen, in dem die kurvenäußere Fußrast mit dem Großteil des Eigengewichtest belastet wird :-)
Reserven lassen
Fahrt nicht im Anschlag eurer Fähigkeiten. Es kann immer mal ein Fahrzeug oder was auch immer auftauchen. Eine verjüngte Kurve oder ein verändereter Fahrtuntergrund sind auch nicht seltene aber unbeliebte Überraschungen, für die man noch Sicherheitsraum benötigt (also Reserven lassen).
Stürzen
Wenn es dann doch zum Sturz kommt, die Beine bestenfalls nicht unter die Kiste zu bekommen. Wenn am Berghang gestützt wird, versuchen den Bock berauf fallen zu lassen (wegen weniger Schaden und schnellem Wiederaufrichten)
Luftdruck ablassen
Ein Ablassen des Luftdrucks im Reifen auf beispielsweise 1,2 bis 2,2 bar bringt etwas bessere Bodenhaftung auf der Schotterpiste und im Gelände. Wesentlicher ist jedoch die verbesserte Eigendämpfung der Reifen mit Bodenhindernissen. Auf Asphalt kann mit so einem niedrigen Reifendruck jedoch keine Kurve schneller als ca. 80km/h gefahren werden! Passt jedoch auf, genügend Luft im Reifen zu lassen, damit die Felge nicht den Schlauch zerschlägt. Wer Luft ablässt muss die erhöhten Gefahr eines Plattfusses berücksichtigen. Der richtige Reifendruck ist von vielen Faktoren abhängig. Testet euch an euren Lieblingsdruck ran.
Ich fahre mit etwas weniger Reifendruck am besten. Wenn 2,8 bar normal ist, gehe ich auf ca. 2.2 runter. Damit bekomme ich etwas bessere Bodenhaftung, umgehe jedoch das Problem der Plattfusses und habe genug Druck für die Straße.
Fahrwerkseinstellung
Wenn möglich, die Federvorspannung stark einstellen und ebenfalls die Druckstufendämper auf straff trimmen. (Super-Soft ist etwas für das Gelände). Wer mal mit einem Affenzahn auf „Speed-Gravel“ gefahren ist, weiß wovon ich rede.
(i) Alle Tipps auf eigenen Gefahr, es wird keinerlei Haftung übernommen !
so wie immer beim Motorrad fahren – du musst selber auf Sicherheit achten :-)
voll hilfsreich, danke
Danke für das nette Feedback Emanuel :-)
Ich glaube, ich sollte diesen Abschnitt mal weiter ausbauen und mehr praktische Beispiele anführen.
LG Sascha
Guten Tag !
wenn der Kommentar zu lang geraet, kann man den nicht abschicken, weil der „kommentar absenden“ Knopf hinter der Legende am unteren Rand der Seite verschwindet :-). Ich glaube, das ist nicht absichtlich, um lange Kommentare zu vermeiden, stimmts ? :-)
nicht gewollt – einfach nur ein Browserproblem …
Echt top hoffe bald auch ne schöne Enduro Fahren zu können .Mein Dank an den Verfasser des Berichtes
Gerne doch :-) Rauf auf den Hobel und ab die Post!
Tach auch … ich fahre in 2 wochen mit meiner 1200gs adventure von adelaide zum ayers rock , ich sag dir dann ob es mir geholfen hat was du geschrieben hast … find ich klasse
Und Ralle, hat´s gut geklappt?
Wollte mich auch bedanken liest sich super werde wohl auch bald ein parr touren mit Gelände einplanen wobei ich mit meine ,, leichten ,, 650 sertao im vergleich zur dickt Q ja das reinste dort bike habe :D
Viel Spaß im Gelände Sebastian :-) Übung macht den Meister. Scheuch den Einzylinder mal ordentlich rum :D
Hi @ all,
ich habe entdeckt, dass eine „gerade Kopflinie“ von Vorteil ist, während sich der Körper unten drunter nach den Erfordernissen bewegt. Das bringt total Stabilität in die Karre und verleiht einem ein gutes Gefühl im Stehen.
Ich habe das mal bei Skirennfahrern beobachtet: Die guten haben eine Art „durchgezogene Kopflinie“, und der Torso und die Extrmeitäten wirbeln nach den Gegebenheiten. Ich übe das auch im Stehendfahren auf ruhigen Landstraßenabschnitten und bewahre dadurch das Grundfeeling immer in Kopf und Körper. Es ist irre, wie weit man den Bock „drücken“ kann, während man selbst in der Senkrechte bleibt. Ich bekomme dadurch ein wahnsinniges Feeling für die Karre… das sind fast schon emotionale Befindlichkeits-Zustände ;-))
Gruß von
Henry
Hier brauche ich etwas Hilfe.
„Wenn möglich, die Federvorspannung stark einstellen und ebenfalls die Druckstufendämper auf straff trimmen. (Super-Soft ist etwas für das Gelände). Wer mal mit einem Affenzahn auf „Speed-Gravel“ gefahren ist, weiß wovon ich rede.“
LG Norbert
Hi Sascha, habe deinen Berichten viele hilfreiche Tips für den Umgang mit der dicken GS entnehmen können, hast du auch noch ein paar tips wie das mit den kleineren Fähren in Norwegen mit der Bezahlung gehandhabt wird, gibt es ein Ticket für alle oder wird auch über kennzeichen und rechnung abgerechnet. Habe da mal was von einem autopaß gehört der maut und fähren verbindet.
Mfg Mario
Hallo Sascha,
Gute Tipps, vielen Dank. Habe mir gestern eine 32 Jahre alte Transalp gekauft, will im Okt. mal die Grenzkammstrasse in Ligurien unter die Stollen nehmen. Werde Deine Tipps bestimmt beherzigen.
Grüße nach Norwegen.
Dieter
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