In Norwegen gilt das Jedermannsrecht, welches jedem den freien Aufenthalt in der Natur gewährt! Wildzelten ist in Deutschland hingegen tabu. Erfahrt mehr über die Regeln, Erlaubnisse und Verbote für den Aufenthalt in Norwegens Natur.
Jedermannsrecht für jeden
In Norwegen gilt der Grundsatz, dass sich jeder frei in der Natur und sogar auf fremden Eigentum bewegen darf. Hier dürfen wir „Draußen-Liebhaber“ uns nicht nur frei fühlen, sondern auch frei sein! Nur sehr selten wird das Jedermannsrecht ausgesetzt, wie zum Beispiel in den 14 Nationalparks.
Durch dieses besondere Recht bekommen wir Outdoorer die Natur hautnah zu spüren. Man kann so ziemlich überall sein Zelt aufschlagen, genau dort, wo es einem gefällt. Wie wäre es mit einer Kajaktour in den Schären? Gegen Abend einfach an Land, Zelt aufschlagen, Angel ins Wasser und den Dorsch danach über dem Lagerfeuer grillen. Das Leben draußen in seiner ursprünglichen Fassung erleben und genießen. Ich bin mittlerweile süchtig danach!
Ursprünglich und frei zelten in Norwegen
Anders als in Deutschland dürfen wir in Skandinavien frei campen. In Trollland muss man keine Campingplätze aufsuchen. In Norwegen darf man sein Zelt in der freien Natur aufschlagen und sich den Wald mit den Elch und Blaubeeren teilen. Natürlich muss die Natur dabei schonend und respektvoll behandeln werden. Also keine Birkenrinden vom Baum schneiden (als Feuerstarter) und den eigenen Müll hinterlassen.
Und so können wir durch Wälder, über Berge und durch Täler wandern. Wir wählen die Routen frei und wir wählen unser Nachtlager frei. Auch ein Lagerfeuer und der Genuss von Beeren und Pilzen ist erlaubt und macht das Erlebnis noch authentischer (nur kein Lagerfeuer im Wald während der Sommerzeit – Brandgefahr). Nur die wilden Tiere sind dabei unsere Nachbarn (Bären und Wölfe laufen frei herum – aber keine Angst haben). So kann man tage- oder wochenlang die Natur von Norwegen entdecken und mit ihr ganz zusammenleben. Das Jedermannsrecht bringt Menschen und Natur extrem eng zusammen. Das ist nur in wenigen Regionen der Welt möglich.
Das Jedermannsrecht gilt in der freien Natur
Folgendes ist in Norwegen erlaubt:
- Freie Bewegung zu Fuß und auf Skiern
- Rasten und übernachten
- Reiten und Rad fahren auf Wegen und Pfaden
- Schwimmen, Kanu und Ruderboot fahren, segeln
- Beeren, Pilze und Blumen pflücken
- Kostenlos Fische im Salzwasser angeln
(überall ohne Angelschein, aber Angelkarten für Seen und Flüsse bezahlen)
Kleine Regeln für die große Freiheit
Für die große Freiheit in Norwegen zahlen wir nur einen geringen Preis. Wir können uns absolut frei bewegen. Wir können jederzeit an jedem denkbaren Platz rasten. Und auch das Übernachten steht uns frei. Doch ein Dauerlager darf auch in Norwegen nicht eingerichtet werden. So gilt die einfache Regel, dass an einem Ort nicht länger als zwei Tage gecampt werden darf. Für uns Abenteurer ist das aber kein Problem, denn wir wollen ja weiter ziehen, neue Touren planen und neue Orte entdecken.
Doch auch in Norwegen gibt es hier und da Eigentümer, die ihr Land lieber allein nutzen wollen. Solche Eigentümer werden einen höflich darauf ansprechen und uns bitten, ihr Land zu verlassen. Dieser Bitte ist nachzukommen. Das Jedermannsrecht setzt gegenseitigen Respekt voraus. Auch während der Jagdzeit gibt es einige Einschränkungen. Das dient aber nur zur eigenen Sicherheit.
Nicht für Kraftfahrzeuge gedacht
Wichtig ist zu beachten, dass die freie Nutzung der Natur NICHT für Autos und Motorräder gilt. Wer mit der Enduro im Wald erwischt wird, der muss hohe Strafen zahlen und das Bike wird eingezogen (man kann es für den Marktpreis wieder auslösen). Das Jedermannsrecht geht natürlich davon aus, dass alle Camper und Naturliebhaber ihre Rastplätze und Nachtlager wieder so hinterlassen, wie sie vorgefunden wurden (oder besser).
Beachten wir diese Regeln, haben wir in Norwegen das Privileg der großer Freiheit. Unserem nächsten Abenteuerurlaub mitten in der Natur steht also nichts im Weg!
Das alte Gewohnheitsrecht von 1957
Das Recht auf die freie Bewegung in der Natur ist ein alten Gewohnheitsrecht. Im Jahre 1957 wurde es im „Gesetz über den Aufenthalt in der Natur“ festgelegt. Dieses norwegische Recht setzt jedoch auch einige Pflichten voraus. Es verlangt den Respekt vor der Natur und einen rücksichtsvollen Umgang mit ihr. Nur dann wird das Jedermannsrecht erhalten bleiben können.
In den anderen skandinavischen Ländern werdet ihr diese Regelung in ähnlicher Form wieder finden. Einige Länder haben es gesetzlich verankert, andere leben es mehr informal als formal. Macht euch vor der Reise schlau und geht umsichtig mit dieser Freiheit um. Wir und die nächsten Generationen wollen diese Freiheit auch noch genießen dürfen.
Links zum Thema
- Wikipedia Artikel über das Jedermannsrecht
- Norwegisches Direktorat für Naturverwaltung
Fazit zum Jedermannsrecht
Die großen und dünn besiedelten Flächen Skandinaviens erlauben weiterhin einen freien Umgang mit und in der Natur. Gerade in Norwegen gehört dieser Lebenteil zum lokalen Kulturgut. Man geht einfach nach draußen (in allen vier Jahreszeiten), angelt, entzündet ein Lagerfeuer und genießt das Privileg des draußen seins (mit der ganzen Familie).
Selbst den Besuchern des Landes räumt man dieses Recht ein – bitte geht schonend damit um! In der immer hektischer werdenden Welt mit immer mehr Vernetzung tut ein wenig „back to the basics“ wirklich gut. Hat jetzt jemand Lust bekommen, in Norwegen zu zelten? Kommt in den Norden und genießt Jedermannsrecht, Natur und Freiheit im Land der Elche, Trolle und Fjorde :-)
Ich bin ja riesiger Fan von wildem Campen, aber im dicht besiedelten Deutschland ist das leider so eine Sache… Hier gibt’s ein paar Artikel zum Thema Outdoor und Umweltschutz: http://www.bruderleichtfuss.com/?p=1043
Man muss umsichtig mit der Natur umgehen, sonst ist es mit der Freiheit des Draußen unterwegs seins bald vorbei. Ich denke mal, dass wir uns bei dem Thema „Wildcampen UND dabei die Natur schützen“ schnell über ein „ja, das ist möglich“ einigen können.
Die schlechten Beispiele (Müll, Zerstörung, etc.) gibt es auch zu genüge, sollten aber nicht für den aufgeklärten und naturverbundenen Camper stehen.
Speziell dort wo viele Menschen auf wenig Natur treffen, müssen Dinge geregelt und schonend behandelt werden. Ich hoffe, wir in Deutschland, Norwegen, Europa und auf dem großen blauen Planeten finden da unseren Weg :-)
Hi,
danke für den sehr informativen Artikel.
Ich hätte eine Frage zum Zelten. Du warst ja auch immer sehr viel mit dem Motorrad und dem Zelt unterwegs. Das Zelten ist ja erlaubt, aber Du schreibst das man das Motorrad nicht mit in die Natur, den Wald etc. nehmen sollte, da dies wiederrum nicht erlaub sei.
Wo hast Du Dein Motorrad gelassen? An der Straße? Auf den Bildern kann man sehen das Dein Mopped oft neben dem Zelt steht… :-)
Wie ist die Praxis?
Grüßle
Helge
Hi Helge
Wenn mein Bock nicht in meiner unmittelbaren Nähe ist, kann ich doch nicht schlafen ;-) Also suche ich mir doch einen Platz, den ich auch von der Straße, dem Waldweg oder der Treckerspur aus finden kann. Solche Plätze sind dann überwiegend OK um mit der dicken Enduro befahren zu werden. Mit dem Auto wäre das vielleicht nicht drin, aber das Zweirad hat da seine Vorteile.
Die Sache ist die in Norwegen, dass du gar keine großen Wiesen finden kannst. Norwegen ist 80% Fels und da ist gerade mal ein wenig Moos und Gestrüpp drüber gewachsen. Man muss einen geeigneten Rastplatz erstmal finden, und dann war man sicherlich nicht der erste dort.
Insofern lasse ich meinen gesunden Menschenverstand entscheiden. Bisher war das immer richtig :-) Ich wünsche dir eine gute Tour und viel Spaß in der Natur!
Hi, erstmal ein super Artikel! Ich hab vor diesen Sommer auch mit der f 650 gs nach Norwegen zu fahren. Natürlich auch nur mit Zelt und geringem Budget. Man findet ein paar Erfahrungsberichte im Internet, aber wie viel Kronen braucht man denn im Schnitt für 14-16 Tage Tour? Oder hast du noch andere nützliche Tipps?
Gruß Konsti
Ich würde gerne mein Auto irgendwo sicher stehen lassen und zu Fuß weiter gehen. Darf ich mein Auto einfach Tage lang irgendwo stehen lassen?
[…] natürlich gut, aber es ging uns viel mehr um das Gefühl der Freiheit als um die Kosten (Jedermannsrecht). Dusche, WC und Abwaschküche sind ganz klare Vorteile eines Campingplatzes, aber es geht auch […]