Einmal im Jahr ballert die Bande vom norwegischen Allroad-MC von Oslo aus nach Trondheim. Die Route wird mit „leichtem“ Gepäck bestritten (mein Rack-Pack) und führt so oft wie möglich über Schotterpisten. Großstraßen und Teer wird also gemieden, wo es nur geht. Dieses Jahr (2010) ritt ich meine erste Tour mir den Jungs und Mädels – es ging gut ab ! 2.000km, drei Tage und um einige Enduroerfahrungen reicher kam ich wieder in Oslo an. Hammer Tour – Hammer Fun !
Ein Wochende und Schotter ohne Ende – die Hintour !
Von den 2.000km gingen ca. 999km über Schotter. So machten sich am frühen Morgen ca. 20 Großenduros der Marken BMW, KTM und Kawasaki bei Regen in Richtung Norden auf. Die voll bepacken Alu-Kisten blieben größtenteils daheim. „Travel light and fast“ stand auf dem Programm, also nur der Schlafsack und die Zahbürste gingen mit – OK, ein wenig mehr war es dann doch noch.
Mit dem Camelback auf dem Rücken wurde für ausreichend Flüssigkeit für innen gesorgt, mit den Regenklamotten außen gegen die Feuchtigkeit von oben geschützt. Es ging zwar teilweise über normale Nebenstraßen, aber die Highlights waren Waldstücke, Feldwege und vor allem die Hochpässe! Vor der letzte Etappe der Hintour sprach man schon von „Speed-Gravel-Road“. Konnte mir darunter nichts vorstellen, aber dann ging es auch schon ab :-D Ich möchte es mal so sagen: Die vorgeschriebenen Höchstgeschwindigkeit musste aufgrund von idealen Bedingungen (Schotter, Regen, weite Sicht und der wilden Freude am Fahren) leider kurzzeitig überschritten werden. Weiter möchte ich jetzt nicht auf Details eingehen ;-)
Wochenendprogramm – noch mehr Pisten und nebenbei Party
Das Programm vor Ort war super organisiert. Wir kamen wie in jedem Jahr auf einem Hof unter. Gut, wenn jemand aus dem Allroad-MC dort wohnt und die Location zur Verfügung stellt. Die Böcke wurden leicht erschöpft abgestellt und die Schlafsäcke auf dem Dachboden ausgerollt. So langsam dämmerte es mir, warum die Tour „Nordic Discomfort“ heißt! Dann hieß es aber auch schon SKÅL (Prost) und der Abend ging mit Speis, Trank und Gesang gesellig und lustig weiter. Sogar für Live-Musik auf Keyboard mit Gesangsbegleitung (HAWKER & THE GRAVELTIRES) wurde gesorgt, das rockt!
Tags darauf ballerte die Bande dann im Umland von Trondheim umher. Wir besuchten eine alte Festung und konnten bei der Führung vieles Lernen, leider auch wieder über die Deppen-Deutschen und die Besetzung unter Hitler-Deutschland. Nun ja, da muss man als Deutscher im Ausland immer wieder durch. Fahrerische Highlights des Tages waren für mich eine super schnelle Sand-Schotter-Piste (war ich stolz auf mich) und das Motorrad-Klettern auf den hohen Funkberg. Hoch ging es nur ums Gas geben und die Balance von Vortrieb und Hinterrad zu kontrollieren. Auf dem Web bergab brachte das Bremsen auf den Kieselsteinen dann manchmal gar keinen Bremseffekt – also „slow down“ und Obacht – Adrenalin pur !
Der letzte Abend wurde dann mit Grillen, vielen Gesprächen und Umtrunks verbracht. Wurde alles nicht so spät, denn am nächsten Morgen soll es in der Frühe wieder in Richtung Heimat gehen.
Schwedens höchster Pass und höchstes Dorf
Für die Heimtour durfte ich mich bei Oscar anschließen, der nicht den direkten Heimweg geplant hatte, sondern den über Schweden und die dort höchste Straße des Landes. Um 7.00 Uhr rollten die BMW R1200GS und meine BMW F800GS also ab in Richtung Nord-Ost. Die Fahrt zur Grenze war bei 7°C einfach nur kalt und dazu auch noch leicht nass. Kleine Päuschen und einige Schotterpisten machten konnten die Wärme nicht wirklich in die Knochen zurück bringen (aber es half ein wenig).
4 Stunden später kamen wir dann endlich auf die Schotterpisten und arbeiteten uns km für km in das Outback Schwedens vor. Meinen 16l Tank durfte ich bei letzt möglicher Gelegenheit noch einmal voll auffüllen, denn da kam wirklich NICHTS mehr :-)
Nun muss man wissen, dass Oscar mit seiner 1200er Boxter-Dickschiff-GS fährt, als ob das eine X450 wäre. Dieser Tag wurde aus meinem Rückblick als „Sascha raus-aus-der-Komfortzone“ Tag tituliert. Bei den ganzen Kurven und dem ständig wechselnden Untergrund wurde das Spiel aus Geschwindigkeit, Fun und Grenzbereich immer „spannender“. Aber lasst uns auch eines ganz klar stellen: „Das war der Ober-Hammer und mega Spaß pur“!!!
Kurz nach Mittag kamen wir zum Fototermin auf dem Hochpass und die Rentiere waren zum Shooting (Photo meine ich) zahlreich erschienen. Einfach toll diese Natur, der Ausblick, die Umgebung und das Fahren … fahren … fahren. Kurz darauf machten wir Rast an einem Naturhof am Pass, wo es frisch aus der eigenen Ziege gezapfte Milch, die leckersten Waffeln aus dem brennenden Steinofen gab. Dazu noch ein Tee und der Energielevel kann wieder steigen – naja, ich hätte mich am liebsten für 2 Stunden hingehauen, so kaputt war ich. Wir haben uns dann für die direkte Weiterfahrt entschieden, schließlich lagen noch 500km vor mir. Um die Rückfahrt hier abzukürzen: Es ging noch weiter bis zu Schwedens höchstem Dorf und über tolle Waldpisten weiter in Richtung Zivilisation. Mit noch 1l Sprit im Tank wurde neuer Saft getankt und die Fahrt ging mit einem zweiten Snack-Stop weiter bis nach Oslo (dort dann der Wochenend-Sommer-Rückstau).
Links zur Tour
Fazit zur Tour
Aus dem Tourbericht wird es doch schon klar, oder? Es war die Ober-Hammer-Tour (trotz Regen und so) und hat mir den nächsten Schub im Schotter-Fahren gebraucht. Vielen Dank lieben Kollegen des Allraod-MC und auf bald zum International GS-Meeting Norway 2010 !
Bilder zur Tour
(Danke auch an Oscar für viele der tollen Bilder!)
Bildquellen: eigene Bilder und von Oscar
Wart ihr schon mal in Norwegen Endurowandern?